Die Kirche Lietzen.
1244 erste schriftliche Erwähnung: ,,capella que, in villa Lessnitz est“.
1247 Die Comturei Lietzen (im heutigen Lietzen Nord), bzw. der Templer Orden erhält die Besitzurkunde über das Dorf von Papst Innozenz IV.
14.Jh Reste dieser Bauphase (Granitquader) bilden den Kern des heutigen Bauwerks.
1729 Umbau der Kirche. Errichtung des Turmes, Vergrößerung der Fenster
und in dieser Zeit vermutlich auch Einbau der Empore.
1752 Anbau der südlichen Vorhalle mit dem noch heute erhaltenen verzierten Dachstuhl.
1887 Neubau des eingestürzten Turmes. Schwere Kriegszerstörungen insbesondere am Turm.
1947 Beschädigter Turmhelm und Dachstuhl stürzen in das Kirchenschiff. Zerstörung der Innenausstattung.
48-54 Wiederaufbau der Kirche bei grundlegender Neugestaltung ohne Seitenempore aber mit Spitztonne. Hierbei erfolgte auch der Einbau des Altar- und des Tauffensters aus der Werkstatt von Katharina Peschel.
70er Jahre Aufstellung der Orgel. Anfang der 70er Jahre Einbau einer Winterkirche in Eigenleistung. 1976 Neuputz der Fassaden.
80er Jahre Erneuerung der Dachdeckung.
1991 Renovierung, Einbau eines neuen Altars, einer neuen Taufe und Kanzel an Stelle eines Altarblocks und einer Kanzel von 1954.
1997/98 Grundinstandsetzung von Turm und Kirchenschiff, Ausbau auf und unter der Empore und Sicherung des Dachstuhls der Vorhalle.
Turm
Die Westwand des Turmes geht auf den Umbau im Jahre 1729 zurück. Hierzu gab es ab 1769 einen barocken Turmhelm. Nach dem Einsturz dieses Turmhelms wurde 1897 ein Neubau notwendig. Dabei sind drei gusseiserne Stützen zur Lastabtragung eingebaut worden. Die mittlere Stütze ging wahrscheinlich beim Einsturz 1947 verloren und wurde beim vereinfachten Wiederaufbau durch eine Abfangungskonstruktion ersetzt. Dabei konnte der wahrscheinlich durch das Überputzen von 1897 mit verursachte Hausschwammschaden, scheinbar nicht beseitigt werden. Die Grundinstandsetzung von 1997/98 hatte keine grundlegende Neugestaltung zum Ziel. Durch die Veränderung der Verschalung konnte der Turm unter Bezug auf die Gestaltung von 1897 eine geschlossenere Form erhalten.
Glocken
Angesichts vieler Abgaben von Glocken für Kriegszwecke und angesichts vor allem der Zerstörungen dieser Kirche, grenzt es an ein Wunder, daßalle drei Glocken original erhalten blieben. Noch heute erklingen: Eine Glocke von 1477 mit der Inschrift: ,,anno * dni * LXXVII *ihefvs* maria * filivs sit * nobis clemens et propicivs . amen.“ (Im Jahr des Herren 1477, Jesus, Marias Sohn, sei uns gnädig und nahe, Amen). Jene von 1698, welche das Schliebensche Wappen und die Buchstaben: ,,AgvS“ sowie CBGRVCZL (Churbrandenburgischer Geheimer rat und Comtur zu Lietzen) trägt. Und schließlich noch eine Glocke von 1720, die mit dem Umbau in Zusammenhang gebracht werden könnte. Das Lietzener Geläut gilt als das schönste der Region Seelow.
Verloren
Eine Renaissance-Kanzel mit Pastorenstuhl, 2 Bronzeleuchter (16. Jahrh.), ein zinnernes Taufbecken von 1666, ein silbervergoldeter Barockkelch, Patene und Ziborium aus Zinn (Spätrenaissance). In der Vorhalle soll sich ein spätgotischer Altaraufsatz befunden haben. Die zerstörte Orgel stammte aus dem 19. Jahrhundert.
RESTE
Von der barocken Emporenanlage sind unter der nun verglasten Empore von 1954 noch Reste der Tragkonstruktion erhalten. Der Grundriss zeigt, dass es auch eine Seitenempore gab. Diese wurde seit 1752 auch von der kleinen Vorhalle erschlossen. Deren reich verzierter Dachstuhl blieb auch nach dem Krieg erhalten und konnte trotz Hausschwammbefall in seinem Originalbestand gesichert werden.
Instandsetzung und Emporenausbau 1997/98
Aufgrund großzügiger Hilfe des Landes Brandenburg (im Rahmen des Staats-Kirchen- Vertrages), der Berlin-Brandenburgischen Evangelischen Landeskirche und des Kirchenkreises Seelow, sowie durch den Einsatz des Pfarrhauserlöses und andere kirchengemeindliche Mittel gelang es, Gesamtkosten in Höhe von insgesamt 435.000 DM zu finanzieren. Dabei wurden die komplette Turmkonstruktion und der Kirchendachstuhl instandgesetzt sowie vom Echten Hausschwamm befreit, der Turm neu verschalt, die Dachdeckung erneuert, die Emporenkonstruktion verstärkt, die Empore auf beiden Ebenen verglast und mit neuen Bodenbelägen versehen, eine neue Treppe eingebaut, der Kirchenraum komplett renoviert, die Elektroinstallation erneuert und eine Bankheizung eingebaut. Der Emporenausbau ermöglicht nun, nachdem die Kirchengemeinde nicht mehr Sitz des Pfarramtes und das Pfarrhaus auf lange Zeit in Erbpacht vergeben ist, die umfassende Nutzung der Kirche für alle gemeindlichen Aktivitäten. Ziel bei der Umgestaltung war die Erhaltung des Emporencharakters. Hierzu wurde es notwendig, große Glasscheibenformate hinter den Stützen einzubauen. Die beiden neuen Stützen unter dem Unterzug konnten dabei als zusätzliche Gliederung eingesetzt werden.
Manfred Guder, September 1998