Geschichtliche Notizen über die
hiesige Kirche und Pfarre.
Nach anderweitigen Nachrichten (Wohlbrück Geschichte des Bistums Lebus) wurde Görlsdorf etwa um das Jahr 1240 von sächsischem Volksstamme durch Einwanderung gegründet, während es in kirchlicher Beziehung zu dem damaligen Kloster in unserm benachbarten, hinter Worin ½ Meinle westl. belegenen
Trebnitz gehörte, welches von schlesischen Mönchen erbaut war, die aus dem Cisterzienser Kloster Trebnitz hierher gewandert waren.
Leider ist in den vorhandenen 2 Kirchenbüchern, die erst nach dem 30jährigen Kriege angelegt wurden, gar keine Nachricht darüber vorhanden, zu welcher Zeit das gesegnete Licht des göttl. Worts durch die Reformation hierselbst Eingang gefunden hat.
Schwerlich jedoch ist solches vor dem Jahr 1539 geschehen.
vielleicht war zu jener Zeit ein Paulus Buckow Pfarrer hierselbst. Zur Zeit seines Nachfolgers kam im Pfarrhause Feuer aus, welches so sehr sich ausbreitete, daß auch die Kirche, die Küsterei und mehrere Bauernhäuser ein Raub der Flammen wurden. Dem Prediger Bergmann machten aber böse Leute so üble Nachrede, daß er das hiesige Pfarramt verlassen mußte.
Der sogenannte Obergarten, früher Papenhoff genannt, ist der Kirche bereits 1490 geschenkt und durch richterliche Entschließung bereits 1580 der Pfarre einverleibt worden.
1577 wurde die abgebrannte Kirche wiederhergestellt. Es finden sich aus dieser Zeit als Pfarrer angegeben Anno 1600 Jacobus Salparius eigentl. Stockfisch. 1671 Magister Leo. 1691 Martin Gutke während dessen Amtsführung die Pfarre und Küsterei neu erbaut wurde.
1707 erbaute der damalige Obermüller Meister Caspar (Tonius) Tony aus eigenen Mitteln für die dienstknechte das Chor am Thurm.
1711 wurden Kanzel und Bänke wieder in Ordnung gebracht und seit also fast 11/2 hundert Jahren scheint gar keine Reparatur stattgefunden zu haben. Daher es auch nicht zu verwundern ist, daß nichts als Staub und Würmerfraß übrig bleibt.
Nachricht über den Ort Görlsdorf wie derselbe 1852 war
Der Ort Görlsdorf im Lebuser Kreise unter 52.31.30 Grad n.B. und 31.59-30- östl. L. hat seinen Ursprung (nach Wohlbrücks Bistum Lebus) aus sächsischer Colonisation durch das schlesische Kloster Trebnitz und heißt in einer Urkunde von 1244 Goleistorp, in einer päpstl. Urkunde von 1440 Golistorp (etwa Gölsdorf bei Müncheberg ?) (Auch von Gerhardsdorf wird der Name abgeleitet).
Schon frühzeitig scheinen in dem Dorfe zwey Allodial Rittergüter entstanden zu sein und dadurch die Sonderung des Dorfs mit seinen Einwohnern, die früher durch ein ander gemischt wohnten, unter die Rittergüter und deren Namen Ober– und Nierdergörlsdorf veranlasst zu haben, eine Sonderung, die seit den letzten Jahren nur noch in der Polizei und Communalverwaltung aufrecht erhalten wird.
das Dorf gehört in militairischer Beziehung zum 3. Bataillon des 8. Landwehrregiments und hat sein Gericht wie sein Postamt in der ½ Meile ostwärts gelegenen Stadt Seelow. , während bis zum Jahre 1849 die beiden Gemeinden zu den zu den Patrimononial Gerichtsbarkeiten in Niedergörlsdorf und Diedersdorf gehörten. Das zuständige Kreisgericht ist jetzt in Cüstrin (mit Geschworenen) in Seelow ist eine Kreis Gerichtsdeputation, die ebenfalls mit drei Richtern im öffentl. mündlichen Verfahren entscheidet.
Ganz Görlsdorf hat nur eine einzige Straße, die sich von der sogen. Ober Mühle bis zur Unter Mühle längs eines Bachs hinzieht, der kurzweg das Fließ (det Fliet) genannt wird, in einer alten Schrift aus Anfang des vorigen 18. Jahrhunderts (bei den …) heißt es Schweener =auch Schweinerfließ. Dieser Bach hat südlich von Falkenhagen bei dem Orte Georgenthal seinen Ursprung, durchfließt die Falkenhagener Seen, das Schmerlluch bei Lietzen, den Küchensee bei Comturei Lietzen (seit 1853 wieder in Besitz des Grafen Hardenberg – während es etwa 15 Jahre im Besitz der königl. Seehandlung war) den Halbensee bei Neuentempel bei Diedersdorf Görlsdorf, Vogelsang (Mühle Platkow und geht dort in die alte Oder oder Strom genannt.
Die Niederung, die das Fließ begleitet, enthält treffliche Gärten und Wiesen sowie auch die Hügelreihen, die das Bett des Bachs bilden, vorzüglich im Dorfe selbst von großer Fruchtbarkeit sind, so dass das ganze Dorf den lieblichsten Anblick im grünen Sommerschmuck darbietet, zumal ein jede Gehöft isoliert in seinem Garten liegt, der fleißig von Nachtigallen besucht wird. 3 Brücken führen über das Fließ, die eine mit hohem Bogengewölbe führt zum Amte Nieder Görlsdorf und gehört eigentlich nicht der öffentl. Passage an. die 2te ist auf dem Wege nach Worin und Alt Rosenthal, die 3te auch von Hoöz ist auf dem Wege nach Marxdorf.
Die Ländereien des Dorfes erstrecken sich über die Höfen bis zu ziemlich weiter Entfernung und enthalten den aller mannigfaltigsten Wechsel von Berg und Thal, so wie alle Abstufungen von Kies, Sand, Lehm, Thon, Mergel bis zum schwerzten Marschboden; daher vollkommen Mißerndten bisher nicht vorgekommen sind, indem selbst der Sandboden frisch und daher culturfähig ist.. Bei dem Vorkommen verschiedener Kieslager ist es begreiflich, daß bisweilen Grantan, Opale, Agat (ja vor etwa 20 Jahren ein Diamant/bezahlt mit 20 Talern) angeblich gefunden wurden, wovon Proben gelegentlich Seiner Majestät dem Könige bei einem Gespräch mit dem Rittergutsbesitzer … überreicht wurden. Die Versuche Braunkohlen zu graben sind vorläufig wieder eingestellt worden, doch ist an deren Vorhandensein schwerlich zu zweifeln.
- Obergörlsdorf
besteht aus einem Allodial Rittergute jetzt im Besitz des früheren Oberbürgermeisters v. Frankfurt / O. Herrn Lehmann auf Diedersdorf, welches von Diedersdorf her mitbewirtschaftet wird und nur die nöthigsten Wirthschaftsgebäude enthält – und aus der Gemeinde Obergörlsdorf, da mir die Acten des Gutes nicht zugängig sind, beschränke ich mich auf die Gemeinde. dieselbe besitzt an Ackerland mit Einschluß der Pfarre und Kirche 846 Morg. 151 Ar. Wiesen in Summa 32,23 Ar. Hütungen (?) und Leiste (?) sind seit 1828 getheilt. Gärten 24 M. 170 Ar, Obstgärten und Achterhöfe, die mit Feldfrüchten namentl. Klee und Rüben bestellt worden.
Waldungen 103 M. 3 Ar.
Baustellen und Höfe 2 M. 172 Ar
Heerstraßen und Wege 22 m. 87 Ar
So daß der ganze genutzte Flächenraum auf 917 m. 30 Ar sich beläuft.
Das sämtliche Kirchenland ist in Erbpach gegeben mit Bestätigung des könig. Consitorium 1791, davon haben die beiden Ämter jedes die Häflte mit einem jährl. Canon von 12 Thalern und 15 Groschen, und der Büdner Königstädt hat den sogen. Schulbusch (mit Elfen (?) bewachsen) für den Canon von jährl. 1 Thaler 15 Groschen.
Desgleichen ist das sämtliche Pfarrland hier und auch in Alt Rosenthal vererbpachtet an die … drei Ämter für den jährl. Canon von 177 Thalern. Doch ist derselben in Ober Görlsdorf ein Garten von 4 Morgen geblieben, eine frühere Baustelle, die der Pfarre geschenkt wurde und wofür dieselbe jährlich 3 Thaler Contribution als Grundsteuer geben muss. Desgleichen in Nierder Görlsdorf ein Garten von 2 Morgen zwischen den Amtsgarten und dem Mühlen Garten; so wie endlich den Pfarrgarten bei dem Pfarrhause item 2 Morgen beträgt.
In den Gemeindefeldern herrscht noch immer Dreifelderwirthaschaft und außer den Cerealien und Kartoffeln wird wenig Flachs und Dottersaame oder Buttersaame (?) gezogen, Linsen sind oft trefflich und sehr gesucht von Käufern-
Die Wiesen sind meißt 1-2 schurig (?) haben fast alle saures Gras und leiden an Nässe. Das vorhandene Vieh wird nur auf Brachfeldern geweidet, leider werden die größeren Schulkinder meißtens zum Hüten verwandt, zum großen sittl. Nachtheil derselben.
Die Erfolge der Gartennutzung sind nicht besonderer Art, weil aller Absatz mangelt, daher nur der Bedarf für das Haus erzeugt wird. Die Gärten sind reich an Obstbäumen und namentlich wuchern junge Pflaumenstämmchen wild heran. Der Ertrag an Pflaumen ist in manchen Jahren sehr bedeutend, indem mancher Garten 3-5 Wispel dem Bauer geliefert hat, den Scheffel zu 25 Groschen bis 1 Thaler, 5 Groschen.
In den Waldungen finden sich ausschließlich Föhren oder Kienen, Fichten hier genannt. Die Gemeinde hat wenig Schonungen; was sie besitzt, ist erst seit der Separation der Güter angelegt und fängt eben an nutzbar zu werden.
Viehzucht. Rindvieh wird noch und zwar von dem gewöhnl. Landschlage der Mark gezogen, aber nicht mehr als der Bedarf erfordert. Bullkälber erhält fast ohne Ausnahme der Schlächter, da die Wirthe keinen Ochsen zur Bestallung verwenden. Kühe werden nur des Dunges und der Milch (für die wirtschaft) wegen gehalten. Der Bauer hat 6-10 Haupt und kauft dafür manche Fuhre süßes Oderheu und Wartheheu.
Schaafzucht treibt die Gemeinde fast gar nicht. Meißt kauft der Bauer vom Händler im Herbst 2-5 Stück zur Mast. Einige ziehen für den Bedarf von grober Wolle und zum Kirmeßschlachten die großen … oder … Schafe, die samt zuweilen mit 7-9 Thaler verkauft werden.
Ziegen finden sich bei fast allen Tagelöhnerfamilien. Schweine werden vom Händler gekauft, der sie meißt aus Karge (Unruhstadt, Posen) nach Wrietzen zum Markte hier durch treibt. Die Pferde sind von mittelgroßer Landrace (?). Fast jeder Bauer zieht jeährlich ein Füllen auf, das meißt von königl. Neustädter Hengsten (Station Friedrichsaue) stammt. Federviehzucht. Auf den Bauernhöfen werden namentlich Gänse, Tauben, Hühner auch noch Puten gezogen. Enten, Tauben, Hühner zum Theil für den Hausbedarf, theils für den Händler nach Berlin, sowie auch die Eier. Die Gänse werden (meist 6-12 Stück zur Zucht) jährlich 3-4 mal ihrer Federn beraubt und zum Herbst geschlachtet und gerupft zur Messe nach Frankfurt verkauft – bis gg 30 Stück. Bienenzucht wird schwach, Seidenbau gar nicht betrieben. Wildbestand ist seit 1849 sehr schwach. Wenige Hasen und Rehe und einige Rebhühner kommen vor, zuweilen verirrt sich aus den großen Forsten ein Hirsch oder Schwein hierher. Füchse verhältnismäßig viele, so auch Fischottern im Fließ. Die Fischerei ist Eigenthum der Herrschaften, doch hat fast jeder seinen Haamen (?) Die armen Leute fangen viel Krebse im Fließ, die Schmerle (Schmerlmühle bei Lietzen) sind fast ganz verschwunden, Hechte, Gründlinge, Quappen, kommen darin vor. Die Herrschaften benutzen die Fischerei im Fließe jetzt gar nicht / nur in den großen und kleinen Vierruthenpfuhl (?), im Stallpfuhl, Egelpfuhl und im Gartenteich des N.G. Amts.
Schädliche Thierarten sind nicht besonders zu erwähnen. Ratten jetzt entsetzlich viele Hamster kennt wie es scheint die ganze Merk nicht. Ich habe noch nie einen gesehen.
Mineralprodukte. Feldseinzum Hausbau und zu Fundamenten habebn bereits so abgenommen, oft nur die Waldfächen noch oben dergl. zeigen. Kies Lehm Mergel hinreichend, Torfstich hat die Gemeinde gar nicht. Die Herrschaften haben nur geringe Flächen.
Die Familienamen weisen auf entschieden deutsche Abstammung zurück, 1-2 Namen haben slavischen Klang.
Die Wohnhäuser sind fast alle in Fachwerk oder wie die Wirthschaftsgebäude mit Lehmstaaken gearbeitet.
An Gewerbebetriebsarbeiten findet sich nur die Obermühle mit 1852 errichteten neuen innern Getriebe nach deutsch. o. französischem System.
Die Kirche ist massiv aus Feldstein gleich dem Thurm. Die älteste Nachricht über deren Erbauung geht auf das Jahr 1573 zurück. Ein besonderer Styl ist im Bau nicht beachtet, Fenster Thüren haben Spitzbögen. Der …. Thurm steht mit seiner breiten Seite vor der Kirche nach West – seit 1817 ist der Thurm um 40 Fuß erniedrigt und den früheren Holzaufsatz mit geschweifter Spitze mit einem flachen Ziegeldach auf der … Verengung des Thurmes vertauscht. Die innere Einrichtung ist sehr baufällig und dürftig. 1851 wurde das Innere geweißt.
das Schulhaus ist aus Fachwerk und Lehmstaaken und sehr baufällig. Seit 1800 sind 3 Haushaltungen neu entstanden.
Der Ort ist so reich an Quellen, daß fast jedes Gehört seinen kleinen Brunnen hat, meist ein Loch von 4-6 Fuß tiefe.
Die Einwohner des Orts nähren sich als Wirthe oder Tagelöhner fast ausschließlich durch Anbau von Rohprodukten. Sehr wenige treiben Handwerk – Schusterei, Schneiderei 2 Leineweber, Müller. Einer und der andere treibt Handel mit Federvieh, Fellen, Obest Getreide usw. nach Berlin. Mehrer Familien pachten in der Nachbarschft Obstgärten und haben oft trefflichen Verdienst.
Nach alten Nachrichten ging in früherer Zeit die Heerstraße von Müncheberg nach Cüstrin durch diesen Ort. Jetzt fehlt eine große Verbindungsstraße. Die nächste ist die Chaussee von Berlin nach Preußen (?).
Die Fahrbarkeit der Wege ist im Ganzen gut, nur im Sommer ist der tiefe Sand oft beschwerlich (nach Seelow, Marxdorf) im Winter ist die Dorfstraße fürchterlich durch Schmutz und ein altes mehr als fühlbares Steinpflaster.
Für die Gesundheitspflege werden die beiden Ärzte und 1 Apotheker in Seelo fast ausschließlich benutzt, desgleichen von dort die Hebamme.
Die Schule wird von den Kindern aus O.G. N.G. Worin und Alt Rosenthal besucht, hat nur einen Lehrer, der vom Schulgelde von etwa 150-170 kindern (jedes Kind 1 Thaler 10 Groschen jährl.) sein Gehalt bezieht.
Die hiesige evangel. unierte Kirche hat einen Geistlichen, der zugleich die Filialen Worin und Alt Rosenthal (in beiden sonntägl. abwechselnd) so wie einstweilen das zur Mater Neuen Tempel gehörige Diedersdorf mit versorgt (?). Der Lehrer ist Küster im Matre und in beiden Filialen. Jetzt ist nur eine jüdische Familie hier. Katholiken gar keine. Sex… (?) fasten ebenfalls im ganzen Kirchspiel (?)
Die Kirchengemeinde von Ober Görlsdorf hatte communioinsfähige Personen 111, Niedergörlsdorf 78, Rosenthal 77, Worin 44 mit Ausnahme der Herrschaften nebst ihren Knechten und Mägden.
(neues Schriftbild)
Confirmiert werden durchschnittlich 22 Kinder, die 2 Jahre lang Unterricht und Pred. (?) erhalten haben müssen (ich halte wöchentlich 2×2 Stunden).
Um einen ungefähren Blick in den Werth der hiesigen Güter jetziger Zeit zu geben, führe ich folgende Zahlen an, ohne jedoch Anspruch auf actenmäßige Richtigkeit der Angaben zu machen. Der Herr Amtsrath Karbe soll Worin im Anfang des Jahrhunderts mit etwa 30000 Thalern gekauft haben. Dessen Sohn fügte später das Neu Templer Lehnschulzengut circa 700 Morgen für 7000 Thaler hinzu und verkaufte Worin 1851 für 60000 Thaler an den Herrn Grafen von Finkenstein. Derselbe verkaufte jenes Lehnschulzengut darauf angeblich für 23000 und nachdem das selbe im Laufe von 4 Jahren in Händen von 3 Besitzern gewesen ist, ward es 1855 für 47000 Thalern erstanden (ohen Berennerei, die erst 1856 aufgeführt war. Worin selbst wurde ohne jenes Lehnschulzengut von der Frau Ober Amtmann Schröder (aus Mecklenburg kommend) für 100000 erstanden. Die Woriner Mühle bis dahin mit 5000 Thalern Wert kaufte die selbe Frau Patronin für 9500.
Ferner im hiesigen Orte war das sogen. Palmsche Bauern Gut von Herrn Matton in Zernikow für angebl. 2600 Thaler item im Jahre 1844 oder 45 gekauft. und wurde 1856 in einzelnen Loosen von von einzelnen Görlsdorfern zurück gekauft mit im Ganzen 4700 Thaler.
Droyßen 1857